Wie ich beinahe den Job verloren habe
Aus der Geschichten Abteilung
Das ist eine Geschichte aus einer längst vergangenen Zeit. Es herrschte Goldgräberstimmung. Die Aktienkurse neugegründeter Dotcoms explodierten und jeder Investor wollte eine Einladung zu einer Party, in einem Medium, das er nicht verstand.
Ich war gerade mit meinem Studium fertig. Schnell bemerkte ich, dass es ausreichte, sich per 2-Zeiler-EMail zu bewerben. Ich glaube ich fühlte mich ein wenig wie John Cusack in Being John Malkovich. Ich war einer von den Leuten, die die Systeme zum Leben erweckten, die auf einmal die Welt zu beherrschen schienen.
Ich heuerte schließlich zusammen mit ein paar Freunden aus dem Studium in einem Startup an, dessen Kaffeemaschine so groß war, wie meine Küche.
Ich weiss nicht mehr so genau was geschehen war, das einen grossen deutschen Automobilkonzern dazu verleitet hatte, die Entwicklung für sein mobiles Qualitätsicherungssystem in die Hände eines Startups zu geben aber irgendwie kam das so. (Menschen jenseits meines Horizonts interessierten mich damals nicht so. Deshalb hab' nicht wirklich zugehört, als mir erzählt wurde, dass der Mann, der die Entwicklung in diesem Konzern vor 3 Jahren losgetreteten hatte, sich vor der Perspektive in ein Werk in Murmask versetzt zu werden, lieber das Leben genommen hatte.)
Na jedenfalls entwickelten wir munter drauf los. Die Konzernfuzzies waren ziemlich überrascht denn nach 6 Monaten war das Teil, an dem sie zuvor Millionen verbrannt hatten, eigentlich fertig. Es hat wirklich Spass gemacht. Wir waren total frei darin, was wir taten. Die anfänglichen Geschäftsführer unserer Firma waren eh schon in neuen Firmen und es schien auch keinen zu interessieren, was wir taten so lange es am Ende funktionierte.
Es gibt in Computerprogrammen Fälle, die niemals auftreten. Wenn man sich den Programmcode ansieht, dann sehen sie oft so aus:
Monatelang lief alles relativ problemlos. Bis irgendwann auf einer Schulung bei einem der Geräte mehr schiefging, als schiefgehen konnte. (Der Akku war leer, das Programm nicht richtig installiert, es gab keine Funkverbindung und der eingebaute Laser war defekt.) Und so lief das Programm in einen jener Punkte die niemals erreicht werden sollten. Das war ja keine Larifari-Webseiten-Entwicklung sondern seriöse Industrie! Deshalb hatten wir natürlich auch für diesen Fall eine Fehlermeldung eingebaut. Das war schließlich die Fehlermeldung für einen wirklich wichtigen Fehler und wir dachten er sollte einer wichtigen Person zugetragen werden. Irgendwie wurden uns auch nie die Servicestrukturen vor Ort erklärt. Naja, und so klingelte an jenem Morgen das Telefon eines ahnunglosen Werkleiters. Man sollte vielleicht wissen, (was wir nicht taten) das so ein Werksleiter eben der Leiter eines Automobilwerks ist. Er befehligt über ein paar tausend Arbeiter und zigtausend Schraubenzieher. An einem schlechten Morgen soll so ein Werkleiter auch gerne einmal einen Zulieferer frühstücken. Zum Glück nahm er es mit Humor.
Ich war gerade mit meinem Studium fertig. Schnell bemerkte ich, dass es ausreichte, sich per 2-Zeiler-EMail zu bewerben. Ich glaube ich fühlte mich ein wenig wie John Cusack in Being John Malkovich. Ich war einer von den Leuten, die die Systeme zum Leben erweckten, die auf einmal die Welt zu beherrschen schienen.
Ich heuerte schließlich zusammen mit ein paar Freunden aus dem Studium in einem Startup an, dessen Kaffeemaschine so groß war, wie meine Küche.
Ich weiss nicht mehr so genau was geschehen war, das einen grossen deutschen Automobilkonzern dazu verleitet hatte, die Entwicklung für sein mobiles Qualitätsicherungssystem in die Hände eines Startups zu geben aber irgendwie kam das so. (Menschen jenseits meines Horizonts interessierten mich damals nicht so. Deshalb hab' nicht wirklich zugehört, als mir erzählt wurde, dass der Mann, der die Entwicklung in diesem Konzern vor 3 Jahren losgetreteten hatte, sich vor der Perspektive in ein Werk in Murmask versetzt zu werden, lieber das Leben genommen hatte.)
Na jedenfalls entwickelten wir munter drauf los. Die Konzernfuzzies waren ziemlich überrascht denn nach 6 Monaten war das Teil, an dem sie zuvor Millionen verbrannt hatten, eigentlich fertig. Es hat wirklich Spass gemacht. Wir waren total frei darin, was wir taten. Die anfänglichen Geschäftsführer unserer Firma waren eh schon in neuen Firmen und es schien auch keinen zu interessieren, was wir taten so lange es am Ende funktionierte.
Es gibt in Computerprogrammen Fälle, die niemals auftreten. Wenn man sich den Programmcode ansieht, dann sehen sie oft so aus:
// This point should never be reached.
ASSERT(0);
Nur zur Sicherheit, denn Fälle die niemals auftreten, treten ja bekanntlich niemals auf, läßt man das Programm beim Auftreten solcher Fälle kontrolliert abstürzen. Monatelang lief alles relativ problemlos. Bis irgendwann auf einer Schulung bei einem der Geräte mehr schiefging, als schiefgehen konnte. (Der Akku war leer, das Programm nicht richtig installiert, es gab keine Funkverbindung und der eingebaute Laser war defekt.) Und so lief das Programm in einen jener Punkte die niemals erreicht werden sollten. Das war ja keine Larifari-Webseiten-Entwicklung sondern seriöse Industrie! Deshalb hatten wir natürlich auch für diesen Fall eine Fehlermeldung eingebaut. Das war schließlich die Fehlermeldung für einen wirklich wichtigen Fehler und wir dachten er sollte einer wichtigen Person zugetragen werden. Irgendwie wurden uns auch nie die Servicestrukturen vor Ort erklärt. Naja, und so klingelte an jenem Morgen das Telefon eines ahnunglosen Werkleiters. Man sollte vielleicht wissen, (was wir nicht taten) das so ein Werksleiter eben der Leiter eines Automobilwerks ist. Er befehligt über ein paar tausend Arbeiter und zigtausend Schraubenzieher. An einem schlechten Morgen soll so ein Werkleiter auch gerne einmal einen Zulieferer frühstücken. Zum Glück nahm er es mit Humor.
krow - 2005-01-12 11:44
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Morgenlandfahrer - 2005-01-12 13:12
Auf diesen Tag warte ich auch noch! Aber bisher hatte ich das Glück, daß er noch nicht eingetreten ist. Vielleicht weil niemand meine Programme ernsthaft benutzt.
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